#TakeHeart Residenz Vom Selbst zu Anderen_Somatik, Resonanz und Genderparität

In meiner Recherche beschäftigte ich mich mit der Schnittstelle feministischer Theorien und künstlerische Schöpfung mit somatischen Ansätzen der Bewegung. 

Zwei Texte dienten besonders als roten Faden meiner Recherche. Feminist Pedagogy, von Danielle M.Currier, Feminism and Somatic Praxis, von Gill Wright Miller, beide aus dem„Companion to feminist Studies“, herausgegeben von Nancy A. Naples, leiteten meine theoretischen Referenzen. Als weitere theoretisches Fundament verwendete ich die Konzepte von Vibration und Resonanz nach der Body Mind Centering® Methode.

In diesem Rahmen, hinterfragte ich Methoden und Taktiken meiner eigenen künstlerischen Arbeit zur emphatischen Resonanz. Wie funktioniert die Bewusstwerdung, lässt sich diese Erfahrung teilen und wie wird ein künstlerisches Ergebnis aus diesem Prozess bestimmt. 

Konkret analysierte ich den Prozess von „verwickelt (sein)“, entstanden im Rahmen der Theaterarbeit der JVA Zeithain (2020/2021). Ich ging mit einer gründlichen Analyse der Probenotizen vor, wobei ich herausstellte, welche Übungen und Aufgaben ich im Erstellungsprozess verwendet habe, welche Prinzipien ihnen zugrunde liegen und welche Ergebnisse erzielt wurden.

Die Arbeit in der JVA ist für mich sehr relevant, weil sie verschiedene Ebenen der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Ungleichheiten umfasst: Geschlecht – Gruppe von Männern unter der Leitung einer Frau, sozialer Status – Gefangene und freie Menschen. Grundlegend für die Arbeit war die Etablierung eines Zusammenspiels zwischen den verschiedenen Schwingungsfeldern im selben Raum, in der gleichen Zeit, mit Dichte und Intensität, um durch Interaktion und Kommunikation schöpferische Prozesse anzustoßen.  

Ansätze von BMC® – spezifische die Anwendung von Basic Cellular Patterns erleichterten den Teilnehmern den Zugang zum eigenen Körper. Die Gruppendynamik wurde dazu durch Übungen aus der View Points Technik gefördert 

Die beim Projektbeginn vorhandene strikte Gruppenhierarchie zwischen der künstlerischen Leiterin und den Akteuren, konnte im Laufe des Prozesses überwunden werden, auch damit verbundene Klischees.  

Klassische Abwehr-und Distanz Muster wichen und es entstand Raum für Zuhören, Vertrauen und auch die Bereitschaft eingeprägte Muster zu reflektieren. Diese Aufarbeitung interpretierten die Gefangenen in kurzen Solos: ihr eigenes verwickelt sein, in ihren eigenen kreativen, einfühlsamen Ausdrucksweisen.  

Im Rahmen der Theaterarbeit der JVA Zeithain beschäftigte sich eine Gruppe von Inhaftierten einmal wöchentlich über mehrere Monate mit dem Thema „verwickelt (sein)“.


Unterstützt durch die Tänzerin und Choreografin Helena Fernandino und die Künstlerin und Filmemacherin Eva Storms entstand unterschiedliches Material. Theatrale, tänzerische Bilder, Texte, Tonaufnahmen, Zeichnungen, Film- und Tonaufnahmen. 

Als klar wurde, dass eine Aufführung vor Publikum aufgrund der pandemischen Lage nicht möglich sein würde, entschieden wir uns bewusst für eine forschende, prozessoffene Arbeitsweise und gegen eine digitale Theateraufführung. 

Das Ergebnis der Recherche wurde am 19.08.2021 im Hygienemuseum, in Dresden, im Rahmen der „Im Gefängnis“ Ausstellung als Thementag vorgestellt, wobei Gästen der Ausstellung und Teilnehmer des Projekts (ehemaliger JVA) ins Gespräch gekommen sind.

„Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.“

Kooperation: Hellerau Zentrum der Künste

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